Wir lassen im Oktober Nuri taufen und dafür ist offensichtlich ein Pfarrer notwendig, denn nur er kann eine anerkannte Taufe durchführen. Und so kommt es, dass ich mich seit langem das erste Mal wieder mit meinem Glauben auseinandersetze. Ich hatte in den letzten Jahren keinen Bezug zu Gott und nur durch mein Mami welche Religionslehrerin ist, habe ich immer wieder Berührungspunkte mit dem Glauben an Gott.
Deniz und ich mussten zur Vorbereitung einen Fragebogen ausfüllen und dort kam die Frage: Glauben Sie an Gott? Schnell war für beide klar, dass die Antwort Nein sein muss. Denn einen Bezug zu Gott haben wir beide nicht. Trotzdem habe ich mich mit dieser Frage intensiver auseinandergesetzt – auch seit Nuri auf der Welt ist. Ich will Nuri taufen, ich will, dass er an etwas glaubt und das er mit einer Religion aufwachsen darf. Ich möchte ihm auch die Geschichten aus der Bibel näher bringen und er soll wissen, dass es Jesus gibt und viele Menschen auf der ganzen Welt in ihm Glauben Hoffnung und Kraft schöpfen.
Ich bin der festen Überzeugung, dass ein Glaube sehr wichtig ist. Das man daran glaubt, dass jeder Tag die Chance hat der schönste deines Lebens zu werden, das man daran glaubt, dass alles im Leben einen Sinn hat und das man den Glauben nie verlieren darf. Doch glaube ich somit automatisch auch an Gott? Seit Nuri auf der Welt ist, würde ich diese Frage nicht mehr so schnell mit Nein beantworten. Denn für mich ist es nach wie vor ein Wunder, dass es Nuri gibt, das er gesund ist, dass Deniz und ich so etwas vollkommenes und perfektes Erschaffen haben. Und irgendwie muss es da eine höhere Kraft geben, einen Schutzengel der uns immer beschützt. Und genau an solche Sachen möchte ich glauben. Das wir beschützt werden, dass es irgendetwas gibt, dass sich nicht erklären lässt und doch da ist. Das irgendjemand auf mich oder uns aufpasst.
Woran ich fest glaube ist, dass Menschen welche leider nicht mehr auf dieser Welt sind, mich beschützen und mich in meinem Leben begleiten. Meine Ahnen. Ich glaube fest daran, dass mein Grossmami und meine beiden Grosspapis wissen, was ich gerade mache und immer in meiner Nähe sind vor allem dann wenn ich sie brauche. Das fühlt sich gut an, dass ich wie spüre, dass in meinem Umfeld Menschen sind, die man zwar nicht sieht und doch mit ihrer guten Aura mit helfen, alles zu erreichen, was das Leben mit mir vorgesehen hat.
Ich möchte auch glauben, dass nach dem Tod nicht – nichts mehr kommt, sondern ich eine Aufgabe zu erfüllen hatte, welche später weiter erfüllt wird, durch jemand anderen. Die chinesische Medizin hat hier einen sehr spannenden Ansatz. Dazu schreibe ich jedoch einmal separat einen Beitrag. Das würde diesen sprengen.
Ich glaube nicht direkt an Gott, aber ich weiss auch, dass das gar nicht die zentrale Frage ist, sondern, dass man Glauben darf und der Glaube wichtig ist. Das der Glaube im täglichen Leben einen Platz haben darf und sogar muss.
Man muss den Glauben auch nicht in einer Kirche ausleben, sondern das kann täglich passieren. Sei es in der Natur, zu Hause oder mit jemandem an seiner Seite. Ich bin auch nicht die, welche an ein Grab gehen muss, um mich dieser Person nahe zu fühlen oder an sie zu denken. Dafür reichen Erinnerungen aus.
Ich bin überzeugt, dass es etwas gibt, was wir nicht erklären können oder müssen und das uns auch bei Schicksalsschlägen oder schwierigen Zeiten Kraft, Zuversicht, Mut und Hoffnung gibt. Genau das möchte ich Nuri vermitteln und mit diesem Urvertrauen soll er aufwachsen. Und aus diesem Grund lassen wir Nuri taufen, das er glauben darf und darin immer wieder Kraft schöpfen kann, wenn er das Bedürfnis danach hat.