Dich selbst zu finden und kennen zu lernen ist die schönste und schwierigste Lebensaufgabe.
Ich hatte mich nie mit mir selber – mit meinem ICH – auseinandergesetzt. Ich war ganz glücklich so wie ich mein Leben gestaltet hatte. In meinem Kopf war auch alles bereits geplant. Der Weg klar und kleine Steine wurden schnell aus dem Weg geräumt. So der Plan! Ich hatte einen Job, der mich forderte und förderte, eine Beziehung nach 10 Jahren eingespielt, unkompliziert, einfach. Ein super Umfeld mit Freunden und meiner Familie. Und dann kam alles anders. Nach der Trennung von meinem Mann hatte ich einen Termin bei meiner Therapeutin (Akupunktur). Ich erzählte ihr unter Tränen, was mir widerfahren ist. In den ersten zwei Sitzungen durfte ich meinen Gefühlen freien Lauf lassen, habe viel geweint, getrauert, war wütend und verfiel in die Opfer-Rolle. Doch in der dritten Stunde sagte sie mir die entscheidenden Sätze, die mein Leben für immer verändert haben: Tanja und jetzt kümmern wir uns um dich! Die erste Frage die du dir stellen wirst: Was macht dich glücklich?
Klingt einfach dachte ich mir: Also ging ich nach Hause, voller Tatendrang und dem Wissen, diese „Hausaufgaben“ habe ich schnell erledigt. Doch dann sitzt du da, vor einem leeren, weissen Papier. Du wurdest erst vor kurzem verlassen, du fühlst nichts als eine Leere in dir und dann sollst du aufschreiben, was dich glücklich macht. Du setzt dich ein erstes Mal mit dir auseinander. Das hat mich überfordert. Du setzt dich unter Druck, bis jetzt hast du doch immer auf alles eine Antwort gehabt, doch auf eine solche einfache Frage nicht.
Ich kam mit einem leeren Blatt zurück zu meiner Thearapeutin. Gemeinsam sind wir Schritt für Schritt den Weg gemeinsam gegangen. Haben herausgefunden, was mich glücklich macht. Diese Frage war erst der Anfang von ganz vielen Fragen, die ich mir angefangen habe zu stellen. Anfangs noch mit Hilfe von der Therapeutin, doch irgendwann kamen die Fragen wie von alleine.
Zuerst einmal: Es ist das Beste was mir passieren konnte. Ich bin glücklicher, mehr ICH und ich kenne meine Bedürfnisse. Ich habe für mich Methoden gefunden, welche mich daran erinnern wer ich bin, sollte ich das einmal vergessen. Doch eins lasst euch gesagt sein: Es ist auch die schwierigste Lebensaufgabe. Denn wer jetzt denkt, wenn ich die Fragen einmal beantwortet habe, lebe ich mein Leben einfach weiter, der täuscht sich.
Denn wenn man einmal angefangen hat, sich mit sich selbst, mit seiner Herkunft, seinem Charakter, alles was einem ausmacht auseinanderzusetzen, setzt dies einen Kreislauf in Gang, welchen man nicht mehr stoppen kann. Sprich: Mein Leben war vermutlich vorher wirklich einfacher, weil ich mir keine Gedanken gemacht habe, was ich will, was mich glücklich macht, was ich brauche, was meine Bedürfnisse sind. Doch definitiv weniger glücklich.
Du hinterfragst, du reflektierst, du arbeitest laufend an dir. Du gibst irgendwann auch dein Wissen weiter, du beobachtest aufmerksam dein Umfeld, du bist generell aufmerksamer. Deine Bedürfnisse stellst du in den Vordergrund, was dich automatisch egoistischer macht. Du stellst auch einmal deine Familie und Freunde vor die Aufgabe, dich nochmals neu kennenzulernen und unangenehme Fragen zu beantworten.
Nichts desto trotz möchte ich für nichts auf der Welt das ändern, was ich jetzt über mich weiss.