In der ersten Woche seit wir zu Hause sind, erwache ich jeweils mit dem Gedanken, ich habe Nuri erdrückt oder erstickt. Mein Gefühl sagt mir, dass ich im Halbschlaf Nuri aufgenommen und zu mir genommen habe, dann aber wieder eingeschlafen bin und ihn im Schlaf erdrückt habe. Im ersten Moment bleibt mir das Herz stehen und dann untersuche ich noch im Halbschlaf und unter Panik das Bett. Ich spüre die Bettdecke, den Teddy-Bären und kann wie noch nicht einordnen, dass dies nicht mein Sohn ist. Immer erst wenn ich das Licht anmache und meinen Sohn friedlich im Beistellbett liegen und schlafen sehe, beruhigt sich mein Puls und ich kann tief durchatmen.
Dieser Traum hatte ich zum ersten Mal, in den ersten Tagen in denen wir zu Hause waren, jedes Mal wenn ich aufgeweckt wurde. Entweder durch den Wecker oder durch Nuri. Sofort haben sich Schuldgefühle eingeschlichen und auch die Angst, dass ich meinen Sohn im Schlaf erdrückt habe. Und unangenhem ist das Erwachen so auch, das könnt ihr euch sicher vorstellen.
Zum Glück hatte ich heute einen weiteren Akupunktur Termin und habe diesen Traum mit Rahel besprochen. Respektive habe ich ihr einfach mal erzählt, was mich gerade beschäftigt und die Reaktion von Rahel war ganz anders als ich befürchtet habe. Meine Befürchtung war, dass Rahel mir sagt, dass ich dadurch eine schlechte Mutter bin oder im Unterbewusstsein, irgendetwas nicht stimmt. Doch weit gefehlt. Einerseits habe ich erfahren, dass diese Verlustangst, jedes Mami hat. Entweder träumt man davon, dass das Kind nicht mehr atmet oder wie ich eben, dass ich das Kind im Schlaf im Stich lasse. Und diese Verlustangst ist in den ersten Wochen nach der Geburt ganz normal und vergeht auch wieder.
Ich hatte Nuri über 9 Monate in meinem Bauch, mein Körper vermisst das Gefühl und andererseits zeigt es nur wie wichtig und kostbar und eng die Bindung zu meinem Kind schon nach 2 Wochen ist. Nuri bedeutet mir so unglaublich viel, dass ich alles dafür tue, dass es ihm gut geht! Und Rahel meinte, ich soll doch in Zukunft daran denken. Das ich stolz sein darf, dass die Bindung, welche ich mit Nuri habe, schon so innig und tief ist. Zudem hat sie mir noch zwei wichtige Dinge mit auf den Weg gegeben: Mein Mutterinstinkt ist so ausgeprägt, dass ich weiss, wann ich mein Kind bei mir habe und mich dann auch ganz anders verhalte auch im Schlaf. (Das ist so, wenn Nuri und ich einen Mittagsschlaf machen, er meist auf mir. Dann bewege ich mich fast gar nicht und der Schlaf ist erholsam). Wir sind in den ersten Wochen immer noch Eins – Nuri denkt und fühlt, wie es mir geht und umgekehrt auch!
Und der zweite Tipp: Das ich meinen geliebten Teddy-Bären, welcher seit 33 Jahren das Bett mit mir teilt, für die nächsten Tage auf das Nachttischli stellen soll, er kann mich so dennoch bewachen, aber ich triggere nicht noch mehr diese Verlust-Angst. Denn ein Teddy-Bär kann in den ersten Wochen sich genau so anfühlen wie ein Neugeborenes.
Mit diesen Tipps und dieser Erkenntnis schaue ich wieder positiv auf die nächsten Nächte und werde versuchen mir diese Inputs immer wieder vor Augen zu führen und auch keine Angst mehr von diesem Erwachen zu haben, sondern mich freue, dass ich bald Nuri wieder im Arm habe.
Und vielleicht noch eine Erkenntnis, Nuri meldet sich, wenn ihn etwas stört oder er sich unwohl fühlt, ich darf meinem Kind vertrauen, dass er sich melden würde, wenn er im Bett ist und es ihm nicht wohl ist. Vertraue dir und deinem Kind!