Sich selbst zu reflektieren, seine eigenen Gefühle und Handlungen zu hinterfragen, das ist für mich Segen und Fluch gleichzeit, aber vor allem eins harte Arbeit, welche mich ein Leben lang begleiten wird. Bis zur Trennung von meinem Ex-Freund würde ich von mir behaupten, dass ich mir über mich selbst relativ wenig Gedanken gemacht habe. Ich habe einfach so in den Tag gelebt und meinte glücklich zu sein und ja dieses Leben war in gewisser Weise einfacher und bequemer, aber definitiv nicht glücklicher.
Erst durch die Trennung und meine Akupunktur – Therapeutin habe ich begonnen an mir zu arbeiten. Ich habe mir Fragen gestellt, was macht mich glücklich, wer bin ich überhaupt, was sind meine Werte und welchen Charakter habe ich denn eigentlich. Ganz langsam und unbemerkt habe ich angefangen meine Gefühle zu hinterfragen oder Empfindungen zu überdenken. Warum habe ich gerade so empfunden? Und woher habe ich diese Eigenschaft denn überhaupt? Diese Fragen stelle ich mir in den verschiedensten Situationen und sicherlich mehrmals täglich. Ich mache euch ein Beispiel: Die alljährliche Generalversammlung meines Sport-Clubs stand bevor, es war der einzige Abend in dieser Woche in dem ich noch keine Verabredung hatte und wie habe ich mich gefreut an diesem Abend faulenzen zu können, aber dann kam die Einladung. Alles in mir hat geschrien, sag ab, aber dennoch habe ich dann natürlich zugesagt und war dementsprechend wütend, wütend auf mich, wütend, dass die Einladung so spät kam und einversüchtig auf alle anderen die an diesem Anlass nicht teilgenommem haben und einen Grund oder vielleicht auch Ausrede bereit hatten. Am Abend auf dem nach Hause weg, habe ich mich dann gefragt und warum hast du daran teilgenommen? Weil mein Papa mir immer gesagt hat, es gibt Termine oder Dinge die man zwar nicht gerne tut, aber von einem erwartet werden – und darum macht man das! Und das hat sich tief in mir eingepräft. Diese Erkenntnis hat mir sehr geholfen, so habe ich verstanden, woher diese Reaktion kommt und ich weiss, dass ich ein nächstes Mal zuerst nachdenke, ob gerade ich oder eher meine Erziehung die Oberhand über meine Handlung übernommen hat. Es ist also ein Segen, dass ich für die Zukunft lerne und auch viel eher auf mich höre, meine Bedürfnisse in den Vordergrund stelle und auch besser verstehe, woher gewisse Reaktionen und Gefühle kommen. Der Fluch ist aber, dass es auch verdammt anstrengend sein kann. Denn sobald man begonnen hat zu reflektieren, sich selbst zu spiegeln, kann man das nicht einfach wieder abschalten, es begleitet dich ein Leben lang! Und das kann manchmal ganz schön anstrengend sein, wenn du dich immer wieder selbst hinterfragst. Und nicht nur anstrengend, teilweise auch verletzend, traurig und macht mich wütend. Und nur damit wir uns nicht falsch verstehen, ich bin dankbar, dass ich das jetzt mache und mich besser kenne, denn sobald das Bewusstsein für gewisse Dinge vorhanden sind, kann man beginnen daran zu arbeiten und wird am Ende vom Tag glücklicher sein. Und darum geht es doch am Ende, dass man glücklich ist!