Jammern – meine Lieblingsdisziplin

Zuerst einmal ich weiss genau von wem ich diese Charaktereigenschaft übernommen habe – meinem Mami! Sie ist eine sehr starke Frau und das beste Mami dass es gibt und doch hat sie immer mal wieder die Eigenschaft, dass sie sich gerne beklagt oder jammert. Und ja mein Mami ist ein Vorbild für mich, also habe ich das von ihr abgeschaut. Und doch habe ich in den letzten Monaten intensiv an mir gearbeitet, denn diese Charaktereigenschaft will ich los werden oder zumindest nur noch bewusst verwenden.

Warum jammere ich überhaupt? Das war die erste Frage die ich mir gestellt habe. Ich habe mich für mich erkannt, dass ich das mache, wenn ich Aufmerksamkeit brauche, ich will das mir jemand bestätigt, dass ich zu bemitleiden bin. Das heisst ich jammere dann, wenn ich das Gefühl habe, dass ich zu wenig Wertschätzung erhalte oder zu wenig Aufmerksamkeit. Gerade jetzt in der Schwangerschaft ist es mir wichtig, dass man mich nicht als „kranke“ Person anschaut, sondern als Mensch. Wie sagt man so schön, ich bin schwanger nicht krank!

Nichts desto trotz, merke ich meine Schwangerschaft. Sein das Rückenschmerzen, keine Nacht mehr durchschlafen, seit neustem Sodbrennen oder sonstige Wehwechen. Doch diese gehören meiner Meinung nach einfach dazu und nehme ich auch sehr gerne auf mich. Wenn ich aber dann das Gefühl habe, alle rund um mich, sind sich gerade am „jammern“, muss ich doch zwischendurch einmal sagen: Stopp also ich habe auch Beschwerden, nur teile ich diese nicht ständig mit. Mir ist klar geworden, dass diese Eigenschaft daher rührt, dass ich mich messen will.

Einerseits, will ich mich mitteilen und sagen, ich sage einfach nichts, was aber nicht heisst, dass ich keine Beschwerden habe und andererseits sind deine Wehwechen nicht so schlimm wie meine. Doch warum lasse ich mich darauf ein oder warum habe ich das Gefühl mich messen zu müssen? Ich weiss die Antwort leider nicht. An dem werde ich noch arbeiten müssen. Doch freue ich mich darauf und möchte diesen „Wettkampf“ wer hat jetzt die schlimmeren Wehwechen unterbrechen.

Das gleiche Verhalten zeige ich auch wenn es um die Arbeit geht. Ich habe einen anspruchsvollen Job und doch versuche ich mich auch dort zurück zu nehmen und habe mir vorgenommen, weniger zu jammern. Ja, manchmal läuft es nicht so wie ich es mir vorstelle oder wie ich es mir vorgenommem habe, doch muss ich nicht ständig alle damit konfrontieren und mich mit anderen Team-Kollegen messen. Ich mache meinen Job und gebe dabei mein Bestes und wenn dann etwas nicht so funktioniert wie es sein sollte, möchte ich in Zukunft Lösungen suchen. Das erwarte ich auch von meinen Mitarbeitern. Wenn etwas nicht so läuft wie ihr euch das vorstellt, was müsst ihr tun, damit sich das ändert – was sind eure Lösungen dafür! So sollte auch ich wieder vermehrt denken. Und Wertschätzung durch jammern zu erhalten, ist auch nicht wirklich das was man will. Ich will gelobt werden, weil ich etwas erreicht habe und nicht weil ich gejammert habe.

Wir ihr seht, das Thema wird mich noch eine längere Zeit beschäftigen und doch glaube ich ganz fest, dass nur schon die Erkenntnis, warum jammere ich und was bezwecke ich damit, der erste Schritt ist dieses Laster los zu werden und mich bewusst darauf zu achten, wenn ich es tue. Mich zu hinterfragen, warum tue ich das und was will ich damit bezwecken. So kann ich das jammern unterlassen und dafür meine Bedürfnisse formulieren. Denn das ist zielführender – davon bin ich überzeugt!

Noch ein Beispiel dazu: Mein Rücken schmerzt – mein Partner sagt: Er habe Kopferschmerzen, anstatt ihm zu sagen: „Mach kein Drama daraus, ich habe Rückenschmerzen, die viel schlimmer sind als deine Kopfschmerzen“ möchte ich ihm sagen, dass mir das Leid tut mit seinen Kopfschmerzen und was ich für ihn Gutes tun kann und gleichzeitig würde ich ihm sagen, dass ich mir von ihm eine Rückenmassge wünsche. So sage ich klar, was ich brauche und mir wünsche. (Natürlich ist das Beispiel fiktiv 🙂 )