Was heisst eine schöne Geburt zu erleben? Schmerzfrei oder jeden Moment bewusst wahrnehmen oder genau das Gegenteil und die Momente verdrängen? Für jede Frau wird eine andere Antwort zutreffen und das ist auch gut so. Gerne möchte ich euch aber an meiner Geburt oder auf dem Weg dahin mitnehmen und mit euch meine Erfahrungen teilen. Denn ich darf sagen, ja ich hatte eine schöne Geburt.
Zuerst einmal freut man sich einfach, dass der Schwangerschaftstest positiv ist, dann folgen diverse Untersuche, die ersten Kinderartikel werden gekauft und man geniesst die Schwangerschaft. Je grösser der Bauch dann aber wird, desto bewusster wurde mir, irgendwie muss dieses kleine Wunder dann auch wieder raus. Direkt Angst hatte ich nie, sondern eher Respekt vor der Geburt. Habe ich doch schon einige Stories gehört oder gelesen. Also ging ich die Sache wieder einmal systematisch an.
Zuerst einmal habe ich das grosse Glück, dass ich seit Jahren bereits regelmässig in die Akupunktur gehe und mit Rahel meiner Therapeutin an meiner Seite, schon früh begonnen habe, zu besprechen, was ich für eine positive Geburt tun kann. Sie war es auch die mir empfohlen hat, ein Drehbuch zu schreiben, wie stelle ich mir meine Geburt vor. Das habe ich dann auch getan, ca. 3 A4 Seiten kamen so zu Papier. Natürlich haben hier nicht nur Gespräche statt gefunden sondern auch diverse Nadeln haben den Weg gefunden. Ich ging während der Schwangerschaft jede zweite Woche zu Rahel.
Dann habe ich einen Podcast entdeckt: Die friedliche Geburt. Hier geht es vor allem um das Thema Meditation und Hypno Birthing. Ich habe bei weitem nicht alle Podcasts von ihr gehört, ich habe die ersten 5 Podcasts gehört und danach je nach Thema und Interesse rein gehört. Hier ging es in erster Linie darum, die Wehen als Wellen zu betrachten und nicht von den Wellen davon zu laufen, sondern bewusst diesen entgegen zuschauen. Also stünde man im Meer und betrachte die Wellen kommen und gehen. Das ist glaube ich das, was mir am meisten geblieben ist. Zudem bleibe im inneren Raum, lass dich nicht von der Aussenwelt ablenken, ich kenne mich aber gut genug, dass ich schon vor der Geburt wusste, dass ich das nicht zu 100% hinbekommen werde. Ich glaube der Schlüssel zum Erfolg ist, wenn man die Teile für sich raus nimmt, welche einem auch entsprechen.
Dann haben wir das grosse Glück eine super gute Hebamme zu haben. Melanie war 4 Stunden bei uns und hat uns erklärt, was uns bei der Geburt erwartet. Sie hat es mit einer Selbstverständlichkeit gemacht und hat nichts beschönigt, aber uns auch keine Angst gemacht. So wussten wir zum Beispiel, solange nur eine Hebamme im Raum ist, dürfen wir beruhigt sein, dann ist alles gut. Oder auch, dass wir zum Beispiel doch eine eigene Playlist machen sollen, damit wir unsere eigene Musik hören können, während der Geburt.
Und dann habe ich natürlich noch begonnen mit Himbeerblätter Tee trinken, Dammmassagen und einen Epino habe ich mir auch noch geleistet. Gut, das konnte ich dann ca. 1 Woche wirklich machen, denn danach wollte Nuri schon zu uns kommen.
Ich möchte euch nicht direkt an meiner Geburt teilhaben lassen, denn das ist etwas, was Deniz und mir vorbehalten bleibt. Aber ich kann und darf sagen, dass ich eine schöne Geburt hatte. Ich kann mich zwar an die Schmerzen der Wehen erinnern und auch an viele Teile der Geburt, aber ich erinnere mich vor allem daran, dass ich viel von meinem Drehbuch umsetzen konnte, meine Musik die ganze Zeit gehört habe, im Lavendelzimmer war, die Wehen „angeschaut“ habe, mich darauf eingelassen habe und ich den grössten Teil der Geburt sogar geniessen konnte. Denn ich wusste mit jeder Wehe ist Nuri noch näher bei uns.
Einzig das Ende der Geburt schätzungsweise die letzten 1.5 Stunden waren anstrengend und schmerzhaft, ich bin aber auf diesen Teil in meinem Drehbuch auch nicht eingegangen und habe mich selbst mit dem letzten Teil der Geburt zu wenig auseinandergesetzt und diese verlief sicherlich auch hektischer, als ich mir das gewünscht habe. Wir mussten aber mit vereinten Kräften am Ende Nuri schnell zur Welt bringen.
Ich bin meinem Körper unendlich dankbar, dankbar, dass ich intuitiv wusste, was ich machen muss, auf meinen Körper gehört habe und ihm vertraut habe. Gerade ich die nicht das breste Körpergefühl habe, das wird ein Schlüsselerlebnis für mich in Zukunft sein. Dankbar, was mein Körper geleistet hat, dass ich das Vertrauen hatte und mich auf alles eingelassen habe.
Ich gehöre auch zu den glücklichen Mamis die kurz nach der Geburt schon wieder aufstehen konnte, fast keine Geburtsverletzungen habe (Dammmassage und Epino sei dank) und mich sehr schnell körperlich am erholen bin oder jetzt gerade merke, wenn es zu viel wird und dann wieder auf dem Sofa mit Nuri entspanne.
Als letzten Punkt möchte ich auch noch auf das Spital Linth aufmerksam machen. Denn ohne die besten 2 Hebammen während der Geburt hätte ich meine Geburt nicht so geniessen und erleben können. Wir wurden als Familie perfekt betreut und wir wurden über alles informiert und auch in Ruhe gelassen, wenn alles gut lief. Es war super, denn so konnte ich nur mit alternativen Schmerzmitteln und Lachgas Nuri zur Welt bringen. Vielen Dank.
Ich weiss nicht, ob ich mir jetzt schon ein zweites Kind vorstellen kann oder überhaupt will, aber an der Geburt wird es definitiv nicht scheitern. Und mit diesem Blog-Post kann ich auch die Geburt noch mehr verarbeiten. Denn das ist wichtig, dass man sich auch nach der Geburt nochmals bewusst mit diesen 8 Stunden auseinandersetzt und diese durchlebt, am Besten gemeinsam als Paar. Ihr werdet überrascht sein, wie viel dein Partner dir erzählen wird, was du schon wieder vergessen hast oder nicht mitbekommen hast.