Ein ganzes halbes Jahr Mami…

Der Buchtitel erinnert an einen meiner Lieblingsbücher: Ein ganzes halbes Jahr von Jojo Moyes. Nun bin ich also schon 6 Monate Mami. Mir wird bei diesem Satz bewusst, wie schnell die Zeit doch vergeht und doch habe ich nach wie vor Momente in denen es mir unwirklich erscheint, dass ich jetzt auch zum Club der Mamis gehöre. Und wenn ich Nuri anschaue, habe ich Augenblicke in denen ich es nicht glauben kann, dass er mein Sohn ist – das ich so etwas perfektes hervorgebracht habe. Natürlich ist aber mein Leben nicht immer perfekt und ich als Mami schon gar nicht. Aber Nuri ist es. Denn eine der ersten Lektionen die ich gelernt habe, schön wenn steht: mit 3 Monaten kann ihr Kind das und mit 5 Monaten sollte es das können. Eins ist gewiss, jedes Kind hat seinen eigenen Fahrplan und man darf als Mami darauf vertrauen, dass er sich genau in seinem Tempo entwickelt. Da habe ich mir die ersten Wochen viel zu viele Gedanken und Sorgen gemacht und je mehr ich mich von dieser Vorstellung gelöst habe, desto grössere Schritte und Sprünge hat auch Nuri gemacht. Je entspannter ich bin, desto entspannter ist auch er.

Vorweg, ja mein Leben hat sich verändert und doch hat Nuri meine Welt die ich bis anhin kannte ergänzt und verschönert. Aber dass mein Leben auf den Kopf gestellt wird und nichts mehr so ist wie es wahr, das kann ich so nicht sagen. Denn was wir uns von Anfang an vorgenommen haben war, dass Nuri in unsere Welt kommt und nicht wir in die Welt von Nuri. Ich kann rückblickend sagen, dass uns das sehr gut gelungen ist. Wir können nach wie vor Freunde treffen, unsere Ferien geniessen, Zeit für sich verbringen oder gemeinsame TV Abende geniessen. Und doch hat sich natürlich der Blickwinkel und die Prioritäten verschoben. Nun ist für mich das wichtigste, dass es Nuri gut geht. Das beginnt damit, dass er dann zu Essen bekommt, wenn er hunger hat und endet damit, dass er sanft in den Schlaf findet und wenn er wach ist, genug Freiraum hat zu spielen und die Welt zu entdecken.

Ich wurde auch kürzlich gefragt, ob es sehr stressig sei und allenfalls hat mich hier mein Beruf schon abgehärtet, aber als „Stress“ würde ich ein Kind nicht bezeichnen. Es sind andere Herausforderungen denen ich mich stelle. Wie, dass es schon ein langer und einsamer Tag sein kann, wenn man keine Pläne hat und nur zu Hause ist oder ich nicht geboren dafür bin, einen ganzen Tag am Boden zu sitzen und die Bauklötze ein ums andere mal wieder aufzustellen, bis er den Turm wieder zum einstürzen bringt. Nuri triggert mich genau in diesem Punkt: Geduld! Da lerne ich gerade viel von ihm. Denn er kann sich längere Zeit mit einer Sache beschäftigen und es so lange versuchen bis er es irgendwann hinbekommt. Dieses Ausdauer bewundere ich an ihm.

Wir haben in der Zwischenzeit auch die ersten Ferien gemeinsam als Familie erlebt – natürlich in unserem Wohnmobil im schönen Tessin. Es waren sehr erholsame, schöne und glückliche Ferien. Auch wenn natürlich nicht mehr alles so reibungslos funktioniert und Nuri auch mal einen Plan zu nichte macht, hat er nie „gestört“ oder ich hatte nie den Wunsch, dass ich gerne nochmals alleine Ferien machen möchte.

Nuri ist ein sehr guter Esser (er isst schon 3 Mal am Tag Brei) und ein sehr guter Schläfer. Wir haben schon früh mit ca. 2 Monaten ein Abendritual eingeführt, vom Pyjama anziehen, über den letzten Shoppen bis hin zum Singen und uns bei ihm für den Tag bedanken. Nuri schläft nach wenigen Minuten in seinem Zimmer, alleine ein. So bleibt uns Zeit für uns als Paar oder für unsere Hobbies.

Doch was mir wirklich fehlt ist das Durchschlafen. Auch wenn Nuri nur noch 1 Mal in der Nacht hunger hat, fehlt mir das Durchschlafen und Ausschlafen. Denn Nuri ist ein Morgen-Sonnenschein. Am liebsten steht er schon vor dem Sonnenaufang auf!

Zudem merke ich jetzt für mich, dass nach mehr als 6 Monaten Vollzeit Mami für mich die Zeit gekommen ist, zurück zukehren in meinen Beruf – auch wenn nur Teilzeit und auch wenn ich weiss, dass die ersten Wochen sehr schwierig werden. Ich möchte aber auch einmal wieder nicht nur Mami sein und weiss auch, dass es Nuri gut tun wird, wenn er verschiedenes erlebt und doch einen geregelten Tagesablauf hat. Wir können das zum Glück gewährleisten in dem ein Tag Deniz Nuri schaut, ein Tag mein Mami und ein Tag darf er dann noch in die Kita.

Die Kita ist uns besonders wichtig, da wir uns erhoffen, dass Nuri den sozialen Umgang mit anderen Kindern und Erwachsenen kennen lernt und dann auch weiss, dass er einmal warten muss, auch wenn er für uns immer die höchste Priorität hat.

Was noch: Ah ja, dann ist da ja noch der Körper der 10 Monate lang ein Wunder verbracht hat. Im ersten Monat war ich vor allem eins: stolz auf meinen Körper was er geleistet hat und dann habe ich voller Tatendrang mit der Rückbildung begonnen und habe am Anfang auch schnell an Gewicht verloren. Doch seit 2 Monaten stagniert dies. Obwohl ich weder viel noch ungesund esse und dank Nuri auch viel mehr Bewegung habe als vor der Schwangerschaft und viel an der frischen Luft bin. Im Moment stille ich gerade ab und habe mich jetzt auch in einem Fitnessstudio wieder eingeschrieben. Ich hoffe einerseits, dass ich noch die letzten Kilos verlieren kann und andererseits auch meinen Körper so akzeptiere und schätze wie er ist: Denn immerhin hat er das Beste hervorgebracht: Nuri und darauf sollte ich stolz sein. Und letztens habe ich einen sehr beeindruckenden Satz gelesen: Du bist das auserkorene Spermium von Millionen – ist das nicht schon Grund genug jeden Tag dankbar dafür zu sein?!

Die Partnerschaft ist noch viel intensiver geworden. Wir harmonieren sehr gut als Team und sind uns in vielen Entscheidungen sofort einig. Natürlich gibt es auch Momente vor allem dann, wenn es schnell gehen muss, weil Nuri unzufrieden ist, wo wir nicht gleicher Meinung sind, aber das gehört dazu. Wir geben uns auch Mühe, dass wir weiterhin Zeit als Paar verbringen – darum haben wir jetzt auch einen Babysitter, damit wir zumindest 1 – 2 Mal pro Monat einen Schnuffel Abend verbringen dürfen. Wir haben uns zu Dritt aber sehr gut eingelebt und können die Zeit als Familie und als Paar geniessen. (Deniz ich hoffe ich spreche auch für dich) 🙂

Abschliessend ist es natürlich auch so, dass Nuris Charakter und sein Wesen uns dabei unterstützt unser Leben mit ihm so weiter zu leben wie es für uns stimmt und er ein sehr fröhliches und meist ausgeglichenes Kind ist und wir ihm häufig dafür danken, dass viele Sachen auch weiterhin mit ihm möglich sind und er unser Leben bereichert!

P.S. Das ist dafür genau auch der Grund, weshalb wir uns nicht sicher sind, ob es irgendwann ein Geschwisterchen geben wird für Nuri. Denn im Moment ist unser Leben so perfekt wie es ist und wir geniessen es als kleine Familie die Welt gemeinsam neu zu entdecken.